1948

Galeriegrab Calden I

Das im Jahre 1948 entdeckte und erkundete Galeriegrab Calden I war im natürlichen Boden eingetieft und bestand aus Steinplatten, die eine lange und rechteckige Steinkammer bildeten. Die Steinkammer war ebenfalls mit Steinplatten abgedeckt. Es konnte eine eigentliche Grabkammer, sowie eine Vorkammer nachgewiesen werden.  Der hintere Abschlußstein war nicht in den Boden vertieft, so war die Option gegeben, das Grab bei Bedarf zu verlängern. Die Steinplatten bestanden aus plattigem Quarzit, das Vorkommen dafür befand sich im ca. 6 km entfernt gelegenen heutigen Immenhausen. Die Steine wurden vermutlich mit Ochsenkarren herangeschafft.

Die Grabkammer wurde wohl einige Jahrhunderte genutzt, wenngleich sich nur noch 40 Schädel fanden. Die ursprüngliche Belegung fasste bis zu 200 Individuen. Nachweislich waren die Körper in Rückenlage bestattet, ungefähr von unserer heutigen Körpergröße, jedoch mit breiterem Gesicht bei niedrigeren Augenhöhlen (Fällischer Typus).

Zwischen den Skelettresten fanden sich 24 Pfeilspitzen, 7 Messerklingen, 1 Lanzenspitze, 1 Kratzer aus Feuerstein als Waffen und Gerät, sowie 45 durchbohrte Reißzähne, in der Mehrzahl vom Hund (Wolf und Fuchs) als Schmuck. Besonders erwähnenswert ist ein Stück Roteisenstein, das mit Fett angesetzt, einen rotbraunen Schminkstoff ergab. Als größte Seltenheit ist eine etwa 3 cm lange Bernsteinperle in Gestalt einer durchbohrten Axt oder Pflugschar zu sehen.

Eine eigenartige Sitte war es, den Bestatteten Hälften von Fuchsunterkiefern mit in das Grab zu geben. Die Bedeutung bleibt unklar.

Charakteristisch für ein derartiges Grab war die Nähe zu der Calde-Quelle, die hier besonders auffällig ist. Die Ausrichtung des Eingangs zeigte in südöstlicher Richtung. In etwa 34m Entfernung vor dem Eingang stand ursprünglich ein 4m hoher Menhir.

An der Ausgrabung beteiligt waren der staatliche Vertrauensmann für Denkmalpflege Dr. Unze aus Marburg, Justus Schüler (Lehrer und Heimatforscher aus Calden) und eine Schulklasse.

Das Grab befand sich in etwa 1 km Entfernung zum Caldener Erdwerk, eine Nachbildung wurde Nahe der Mittelpunktschule Calden aufgestellt (in Sichtweite zum ursprünglichen Standort), ebenso im Naturkundemuseum Kassel.

(entnommen aus einem Bericht einer Kasseler Zeitung etwa kurz nach der Entdeckung)

1990-1992

Galeriegrab Calden II

Parallel zu der archäologischen Untersuchung des Caldener Erdwerks wurde in den Jahren 1990-1992 das Galeriegrab Calden II vom Ausgrabungsteam unter Dr. Dirk Raetzel-Fabian erkundet. Bereits in den 60iger Jahren stieß man auf das Grab, schenkte ihm aber wenig Beachtung, da man es für ein weiteres Hügelgrab hielt. Ein Bagger zerstörte Teile des Grabes bei der Rohrverlegung für den Caldener Wasser-Hochbehälter.

Dennoch konnten viele Funde gesichert werden, da einige der seitlichen Begrenzungssteine umgefallen waren und somit die Skelettreste schützten. Wie auch im Galeriegrab Calden I fanden sich Pfeilspitzen, Schaber und durchbohrte Tierzähne.

Bemerkenswert sind hier die "Steinspiralen" aus rotem Stein, der sich im heutigen Bad Karlshafen findet. Man geht davon aus, dass der Vorplatz des Galeriegrabs komplett gepflastert war. Die großen Steinplatten  für Seitenwände und Deckplatten stammten ebenfalls aus einem Steinbruch im heutigen Immenhausen. 

Die Entfernung zum Caldener Erdwerk beträgt etwa 100m, die Ausrichtung des Eingangs zeigte in nordöstlicher Richtung und hatte vermutlich ein Seelenloch.

Vor dem Eingang befand sich nachweislich eine Brandstelle (erkennbar an der Verfärbung des Kalksteins bei Hitzeeinwirkung), in den Brandresten fanden sich Knochenteile eines Opferlamms. Ebenso wurde eine kleine Trommel gefunden.

Die Funde sind im Hessischen Landesmuseum in Kassel ausgestellt.

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